Harzklinik Goslar tritt dem Netzwerk ProBeweis bei – Polizei: 50 Prozent mehr Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis Goslar!

Goslar, 12. Dezember 2016. Die Asklepios Harzklinik Goslar tritt dem Netzwerk „ProBeweis“ bei. Damit gibt es jetzt in Niedersachsen eine neue Anlaufstelle für misshandelte und vergewaltigte Frauen. Die Niedersächsische Frauen- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt zeigte sich erfreut über die neue Partnerklinik: „Das Netzwerk ProBeweis bietet ein situationsgerechtes Angebot für die Opfer von Sexualdelikten und häuslicher Gewalt und leistet einen wichtigen Beitrag für die Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen. Die weitere Ausdehnung des Angebotes ist im Flächenland Niedersachsen von besonderer Bedeutung.“

 

Im aktuellen Pressegespräch anlässlich des Beitritts der Harzklinik Goslar präsentierten sich zusätzlich das regionale Hilfenetzwerk mit Institutionen wie beispielsweise der Opferschutzorganisation Weisser Ring, dem Verein Zivilcourage Goslar, der Polizei Goslar sowie dem Frauenhaus Goslar und nannten anlässlich des Beitritts neueste Zahlen aus dem Landkreis Goslar. Oliver Grotha, Leiter Zentraler Kriminaldienst bei der Polizei Goslar, sagte, im Landkreis seien die Fallzahlen der häuslichen Gewalt um mehr als 50 Prozent gestiegen.

 

Seit fünf Jahren gibt es in Niedersachsen das Projekt „Netzwerk ProBeweis“, das vom Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) geleitet und vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert wird. In mittlerweile 25 Städten – 27 Kliniken sind im Netzwerk beteiligt - wird in Untersuchungsstellen des Netzwerkes ProBeweis Betroffenen von häuslicher oder sexueller Gewalt eine vertrauliche, kostenfreie und gerichtsverwertbare Untersuchung durch speziell geschulte Ärztinnen und Ärzte angeboten - ohne sofort eine Strafanzeige erstatten zu müssen. In der Asklepios Harzklinik Goslar wurden die Mitarbeiter der Frauenheilkunde, der Unfallchirurgie (UC) und der Rettungsstelle entsprechend geschult, daher gab es jetzt den offiziellen „Startschuss“ zum Beitritt. Die besonders sensibilisierten und geschulten Ärzte gehen bei der Dokumentation der Verletzungen und Sicherung der Spuren stets behutsam nach einheitlichen Standards und mit vorgegebenen speziellen Mustermaterialien vor, damit die Beweise später vor Gericht bestand haben.

 

„Wir freuen uns, dass wir jetzt dem Netzwerk ProBeweis angehören. Es ist wichtig, dass wir auch als Klinik unseren Beitrag dazu leisten, dass Gewalt vorwiegend gegen Frauen und Mädchen schon frühzeitig dokumentiert wird“, sagte Adelheid May, Geschäftsführerin der Asklepios Harzkliniken GmbH.

Das Thema ist brisant: Körperliche und sexuelle Gewalt ereignet sich nicht selten in der Partnerschaft, im Bekanntenkreis oder der Familie. Gerade in diesen Fällen ist es für die Betroffenen sehr schwierig, sich sofort für eine Strafanzeige zu entscheiden. Häufig erfolgt eine Strafanzeige erst einige Zeit nach dem Ereignis. Eine zeitnahe Untersuchung zur Dokumentation von Verletzungen und zur Spurensicherung ist für ein späteres Strafverfahren jedoch von großer Bedeutung.

Die neuesten Zahlen aus dem Landkreis Goslar zu dem Thema:

Im Jahr 2011, so Kriminaloberrat Oliver Grotha, registrierte die Polizei im Landkreis 130 Fälle häuslicher Gewalt, in diesem Jahr 2016 sind es bisher 213 Fälle. Diese Steigerung sei vermutlich auf eine veränderte Anzeigebereitschaft bei den Betroffenen zurückzuführen, so Grotha. Gleichwohl: „Nur einer von neun Fällen wird zur Anzeige gebracht“, schätzt Grotha, die Dunkelfeldziffer sei hoch, sagte Oliver Grotha weiter. Weitere Details:

 

Die 213 Fälle aus dem Jahr 2016 gliedern sich in folgende Straftaten:

Körperverletzung mit 122 Taten o Gefährliche Körperverletzung mit 29 Taten und o Bedrohung mit 15 Taten o Sexualstraftaten wie sexuelle Nötigung, Vergewaltigung im Kontext der häuslichen Gewalt bedeuteten mit drei Straftaten keine Veränderung der Zahlen.

 

Täter Opfer- Beziehung nach bisherigen polizeilichen Ermittlungen:

  • 114 Taten wurden durch den Partner verübt
  • 35 Taten durch den Ex-Partner
  • Der Täter wohnt häufig in derselben Wohnung

 

  • Bereich der gesondert erfassten Sexualstraftaten außerhalb der häuslichen Gewalt im Landkreis Goslar:
    Es gab insgesamt 99 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Landkreis Goslar

 

Darunter fallen u.a.:

  • Sexuelle Nötigung/ Vergewaltigung mit 31 Taten (geringe Zunahme der Taten)
  • Sexueller Missbrauch von Kindern in elf Fällen

Thema Täter- Opfer- Beziehung:

  • Nur bei einem Drittel gibt es keine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter oder es ist keine Beziehung bekannt

 

Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) stellten unlängst zum ersten Mal Zahlen vor, die einen Einblick darüber bieten, in welchem Umfang und mit welchen Ausprägungen Gewalt in Paarbeziehungen bei der Polizei bekannt wird. So wurden im Jahr 2015 bundesweit durch ihre Partner oder Ex-Partner insgesamt 127.457 Personen Opfer von Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Bedrohung und Stalking, davon knapp 82 Prozent Frauen. Das sind mehr als 104.000 Frauen, die von Partnerschaftsgewalt betroffen waren. Gemessen an der Gesamtzahl weiblicher Opfer in den Bereichen Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Bedrohung und Stalking ist das ein Anteil von 36 Prozent. Insgesamt 11.498 Frauen sind im vergangenen Jahr in Niedersachsen Opfer von häuslicher Gewalt geworden.

 

Das Angebot des Hilfsnetzwerks ProBeweis im Detail:

  • Kostenlose Untersuchung unter Gewährleistung der Schweigepflicht
  • Gerichtsverwertbare (Foto)Dokumentation von Verletzungen und Spurensicherung
  • Aufbewahrung der Beweismittel für mindestens 3 Jahre
  • Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen
  • (Anonyme) telefonische Beratung

 

 

Mehr Hintergrund:

Jede vierte Frau in Deutschland wird einer Studie des Bundesfamilienministeriums zufolge mindestens einmal im Leben Opfer von häuslicher Gewalt oder einer Sexualstraftat durch einen früheren oder den aktuellen Beziehungspartner. Die Frauenhäuser, Gewaltberatungsstellen und Beratungs- und Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt (BISS) haben im Jahr 2014 allein in Hannover und der Region 4.173 Fälle von häuslicher Gewalt registriert.

 

Gerade bei häuslicher Gewalt oder Sexualstraftaten im sozialen Umfeld besteht für die Betroffenen eine hohe Hemmschwelle, ihre Rechte wahrzunehmen und sofort bei der Polizei eine Anzeige zu erstatten. Falls sie sich doch zu dem Schritt entscheiden, ist für eine erfolgreiche Strafverfolgung aber eine zeitnahe und gerichtsverwertbare Dokumentation und Beweissicherung notwendig. Hier greift das Projekt „Netzwerk ProBeweis“ der Medizinischen Hochschule Hannover.

 

Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung finanziert das Projekt seit 2012 bis zunächst Ende 2017 mit jährlich 270.000 Euro. Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt sind oftmals so stark traumatisiert, dass sie erst Monate oder Jahre danach Anzeige erstatten können. Je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger wird allerdings die Beweislage. Seit Projektbeginn wurden bisher insgesamt 491 Fälle registriert, davon 132 Fälle in diesem Jahr.

 

 

Pressekontakt

Ralf Nehmzow
Leiter Kommunikation & Marketing/Pressesprecher

Asklepios Harzkliniken GmbH
Kösliner Str. 12 

38642 Goslar

T. 05321 44-1668

F. 05321 44-1699

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